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Die Bevölkerungsdichte und die Besatzungsstärke der Burgen

Gesellschaftsordnung und Verfassung, von der Burgenforschung her beleuchtet

Aus der Fundmenge in der Kaaksburg darf erschlossen werden, dass sie häufiger von einer größeren Anzahl von Menschen aufgesucht wurde. Bei dem permanenten Kriegszustand, der im 9. und frühen 10. Jahrhundert herrschte, wird zumindest eine Wachmannschaft in den Wällen gelegen haben, um sie in einem verteidigungsfähigen Zustand zu halten. Unentschieden bleibt auch, ob der Burgherr selbst dauernd in der Burg saß oder in Analogie zum südelbischen Gebiet seinen in der Nähe gelegenen Hof bewirtschaftete. Es ist kaum vorstellbar, dass die gesamte Bevölkerung bei drohender Gefahr Platz in den Burgen fand. Um zu der Frage Stellung zu nehmen, müsste man irgendwelche konkreten Angaben von der Bevölkerungszahl des Holstengaues haben. Dazu soll nun eine grobe Schätzung verhelfen, der wir das Gaugebiet zwischen Stör und Eider mit einer gedachten östlichen Begrenzungslinie zugrunde legen, die von Bad Bramstedt schnurgerade über Borgdorf/Seedorf bis nach Norden an die Eider reicht. lm Westen halten wir uns an die historische Grenze gegen Dithmarschen. Diese Fläche beträgt etwa 1500 Quadratkilometer. Unter Berücksichtigung der Rammschen Ergebnisse, wonach der Holstengau sehr waldreich und in den Niederungen ohnehin unbesiedelbar war und ferner eingedenk der verlustreichen Kämpfe um 800 sowie der Deportationen durch die Franken, von denen auch Nordalbingien betroffen worden war, gehen wir von einer durchschnittlichen Kopfzahl von drei Menschen auf den Quadratkilometer aus. Danach müssten 4500 Menschen im Gau gelebt haben.

Die Schenefelder St.-Bonifatius-Kirche ~ Mutterkirche Alt-Holsteins

Wer am Verkehrskreuz inmitten des Ortes verweilt, sieht vor sich die granitene Westseite der Schenefelder Kirche aufragen. Ein stattlicher Giebelreiter bekrönt das gestreckte Langhaus und gibt dem stolzen, von prachtvollen alten Linden eingefassten Bauwerk einen himmelweisenden Zug.

Die St.-Bonifatius-Kirche steht am Anfang der Geschichte Schenefelds - eindrucksvolles Zeugnis aus einer Zeit, die über 1100 Jahre zurückliegt.

lm Jahre 809 ließ Kaiser Karl der Große das Kastell Esesfeld an der Stör anlegen. Was beabsichtigte er damit? Über dreißig Jahre hatte der Frankenherrscher mit den heidnischen Sachsen, jenem zwischen Unterrhein und Eider sitzenden Großstamm, gerungen und sie endgültig im Jahre 804 besiegt. Damit waren auch die Vorfahren der heutigen Holsteiner, die nördlich der Elbe wohnenden sächsischen Nordelbinger, dem Karolingerreich eingefügt worden. Dies ist der Augenblick, in dem das Land zwischen Eider und Elbe in das helle Licht der Geschichte tritt.

Nordelbingen teilte sich damals in drei Gaue: Dithmarschen im Westen, Stormarn im Süden rings um die Alster und Hamburg, und den Holstengau in der Mitte, begrenzt von der Eider im Norden, dem Störmarschgebiet im Süden, der Holsten- und Gieselau im Westen und dem Waldrand des „Isarnho” (d.h. Eisenwald) in Ostholstein. Das ist der Gau der Holtsaten, der Waldbewohner. Denn die Hohe Geest war damals von ausgedehnten Waldungen überzogen, deren Reste in den fiskalischen Gehegen von Haale bis Bargstedt und den Hölzungen zwischen Hohenwestedt und Kellinghusen erhalten geblieben sind. Gleichwohl war das alte Holstein kein abgeschiedenes Land. Ein Netz von Heer- und Handelswegen verband es mit dem Verkehrssystem der übrigen Halbinsel. Handel und Schifffahrt Nordeuropas vereinigten sich in Haithabu bei Schleswig. Hier an der Landenge zwischen Schlei und Treene-Eider traten die Wirtschaftsgebiete der Ost- und Nordsee in den Austausch ihrer Erzeugnisse.

Ein Hauptschifffahrtsweg führte von dem Unterlauf des Rheins längs der friesischen Küste in die Eidermündung. In diesem Zusammenhang wird auch die Verbindung Unterelbe - Stör - Itzehoe - Schenefeld - Eiderübergang bei Rendsburg eine gewisse Bedeutung erlangt haben.

Als D. Peperkorn 1885 die Heidefläche des „Vierth” um den „Krinkberg" bei Breitenfelde umbrechen ließ, fuhr die scharfe Pflugschar über einen Tontopf und warf eine Anzahl von Silbermünzen und Stücke von Hacksilber an die Oberfläche. 91 Silberpfennige, sog. Denare - aus der Abkürzung für Denar = ₰ ist das Zeichen für Pfennig entstanden - konnten geborgen werden. Die Prägung verrät, dass sie im Gebiet des heutigen Frankreichs und der Rheinlande entstanden waren. Gegen 800 hat man sie der schützenden Erde anvertraut. Der Grund für die Niederlegung dieses in Fachkreisen berühmten karolingischen Münzschatzes vom Krinkberg ist in der Not der kriegerischen Zeitumstände zu suchen. Jahr für Jahr drangen die Franken in Nordelbingen ein, um die hartnäckig Widerstand leistenden Einwohner zu unterwerfen. Die Holsten suchten die Einfälle durch die Anlage des Ringwalles der Kaaksburg und der Landwehren an der Bekau vergeblich zu hindern. In dieser Zeit mag ein bedrängter Händler seine Barschaft am Krinkberg, einem bronzezeitlichen Grabhügel, versteckt haben. Die gallischen und rheinischen Münzen bezeugen also eine Handelsverbindung des hiesigen Raumes mit dem Kerngebiet des Frankenreiches um 800. Der Fund einer älteren angelsächsischen Münze aus dem heutigen England, den der sachkundige Maler H. Holm aus Schenefeld an gleicher Stelle barg, bezeugt ebenfalls eine wirtschaftliche Berührung der Nordseeküstenlandschaften bereits für die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts. Andere Wege schlossen das bewaldete Innere des Gaues Alt-Holstein auf. Wir erkennen sie an ihrer mächtigen Breite und dem schnurgeraden, nasse Stellen meidenden Verlauf. Von Westen nahte über Grünenthal, der damals einzigen Übergangsstelle nach Dithmarschen, der Dithmarscher Weg. Er zog sich über Keller - Aasbüttel - Siezbüttel - Hadenfeld – Breitenfelde (Krinkbergl) - Kaaksburg ~ Stahfast - Tegelhörn nach der Störschleife in Itzehoe hin. Ein zweiter von Meldorf kommender Landweg betrat ebenfalls bei Grünenthal holsteinisches Gebiet und verlief über Hanerau - Gokels – Ohrsee - Seefeld - Puls - Reher - südlich Jahrsdorf - Meezen nach Innien. Dort setzte er sich über Ehndorf nach Neumünster fort und führte durch die Gegend bei Bornhöved weiter in das Gebiet der in Ostholstein wohnenden Slawen (Wagner). Im späten Mittelalter hieß dieser Weg auf der Strecke Dithmarschen - Neumünster, weil auf ihm die Lübecker Kaufleute die Dithmarscher aufsuchten, die „Lübsche Trade".

In der Nord-Süd-Richtung öffnete die Verbindung Rendsburg - Itzehoe das mittlere Gaugebiet. Bei Jevenstedt teilte sie sich in zwei Stränge auf, deren einer über Hohenwestedt direkt an die Stör führte, deren anderer das Waldgebiet bei Embühren und Haale durchschnitt und über Todenbüttel - Ostermühlen (Stekkelloh) - Puls - „Pulserdamm” nach Schenefeld strebte. Bei Breitenfelde vereinigte er sich mit dem Dithmarscher Landweg, einen spitzen Winkel bildend, in dem der Krinkberg liegt.

Von Jevenstedt zweigte ferner ein dritter Überlandweg ab, der seine Route über Nortorf - Neumünster nahm und sicher schon für die Karolingerzeit die Verbindung mit der Elbe bei Bardowiek herstellte. Wichtiger als diese von den benachbarten Slawen bedrohte Verkehrsstraße war indes die als Pilgerstraße bekannte Strecke Stade - Störmündung - Itzehoe - Rendsburg.

Auf diesem Wege waren auch die fränkischen Krieger ins Land gerückt und hatten 809 das Kastell Esesfeld angelegt. Von diesem Schlüsselpunkt aus beherrschten sie das holsteinische Kernland und die durch die dänischen und slawischen Nachbarn gefährdeten Einfallstore, von denen um diese Zeit besonders der Eiderübergang bei Rendsburg von den Dänen bedroht wurde.

Durch die Anlage eines festen fränkischen Stützpunktes an der Stör sah sich der kriegerische Dänenkönig Göttrik in seinem Vorwärtsdringen auf die Ausgangsstellung zurückgeworfen. Damals baute er den ersten Teil des Danewerks bei Schleswig, ein Zeichen für sein Zurückweichen vor den Franken. Karl der Große hatte damit die aus der Sachsenkriegsituation zu erklärende negative Behandlung Nordelbingens (Deportation eines Teiles seiner Einwohner) aufgegeben und das Grenzland zu einem konstruktiven Faktor seiner Reichspolitik erhoben. Dadurch, dass er die bewehrte Faust in das Land zwischen Eider und Elbe legte, wurde es fest in die politische und militärische Obhut des karolingischen Imperiums genommen und damit die Eingliederung in das künftige Deutsche Reich eingeleitet.

Karl der Große begnügte sich nicht mit der militärischen Sicherung. Seiner Politik gegenüber den unterworfenen heidnischen Sachsen entsprach es, wenn auch hier der Priester mit dem Kreuz dem Krieger mit dem Schwert folgte. Die Anlage von Esesfeld im Jahre 809 schuf alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Christianisierungsarbeit in Holstein. Zunächst erbaute man die Taufkirchen am Rande des nordelbingischen Missionsgebietes in der Nähe schützender Burgen: so in Hamburg für den Stormarngau, in Heiligenstedten für die holsteinische Marsch und den Geestrand um Itzehoe und in Meldorf für die Dithmarscher. Sollte jedoch die Arbeit im Landesinnern verstärkt werden, musste man die Randlage aufgeben und inmitten des Holstengaues einen wirkungsvollen Missionsstützpunkt schaffen.

Die Nähe zum Krinkberg, der wahrscheinlich eine Befestigung trug, begünstigte die Errichtung einer Taufkirche in Schenefeld. Die Schenefelder Gegend war damals unbebaut. Ein weites heidebedecktes Feld zog sich von Breitenfelde und Hadenfeld bis an den Schenefelder Bach, der heute Maasbek, d. i. Moosbach, heißt. Da das herrenlose Land dem Kaiser gehört, wird er die Geistlichkeit mit Grund und Boden ausgestattet und ihr die Nutznießung der Zehnten vom Ernteertrag der Eingesessenen zugewiesen haben.

Aufbauend auf diesen wirtschaftlichen Grundlagen konnten die Missionare um 825 darangehen, zu Ehren des von ihnen den heidnischen Holsten gepriesenen Gottes ein ehrfurchtgebietendes steinernes Bauwerk aufzuführen. Ihre Initiatoren waren der mächtige Erzbischof Ebo von Reims, dem Kaiser Ludwig der Fromme 823 die Mission im Norden aufgetragen und der die Zelle Welanao (Münsterdorf) bei Itzehoe gegründet hatte und der vom Bekehrungseifer beseelte Mönch Ansgar, seit 831 Erzbischof von Hamburg. Sie brachten die bau-künstlerischen Ideen mit, die sie in dem zu hoher Kulturblüte gelangten Raum zwischen Seine und Rhein empfangen hatten. So entstand die Schenefelder Granitstein-Basilika, eine dreischiffige Anlage mit erhöhtem Mittelschiff, einem Chorquadrum mit Apsis im Osten und einem turmartigen, doppelgeschossigen Westwerk. Sie ist als die feinste Bildung innerhalb des karolingischen Kirchenbaues in Nordelbingen anzusprechen und zugleich die letzte: Mit der gestuften Folge der Raumkörper, der abwechselnden Schichtung der Granitquader und dem leuchtenden Gipsputz im Innern muss dies Bauwerk den heidnischen Sachsen, die der Steinbauweise unkundig waren, als werbendes Symbol der Macht und Ewigkeit des Christengottes erschienen sein.

Von den Kirchen zu Hamburg, Meldorf und Heiligenstedten ist nichts oder sehr wenig erhalten geblieben. Allein Schenefeld bewahrt ansehnliche Reste von der Karolinger-Basilika in der durch kleine Rundbogenfenster bezeichneten unteren Hälfte der Nordmauer und den zugänglichen Teilen der Apsis und des Chorquadrums. Sie kann sich daher mit Recht als die älteste Kirche Schleswig-Holsteins bezeichnen.

Von Schenefeld aus wurde Holstein christianisiert. Daher wird sie noch im 11. Jahrhundert die „Mutterkirche der Holsten” genannt. Man weihte sie dem hl. Bonifatius, der 754 bei den Friesen den Märtyrertod erlitten hatte. Sein Name für die Schenefelder Kirche war Vorbild und Verpflichtung für die Missionare. Wie sich in dem Märtyrer Bonifatius Bekehrungseifer und Organisationskunst vereinigten, so sollte gleichermaßen das umliegende Land für die Mutterkirche gewonnen werden. Man gab der Missionsstätte die Bezeichnung „Scanafeld", d.h. schönes Feld, und meinte damit sicherlich weniger die Schönheit der Landschaft als die Verheißung eines erfolgreichen Christianisierungswerks, das von hier seinen Ausgang nahm.

Es entsprach der Missionspraxis, dort Kirchen zu errichten, wo öffentliche Sammelpunkte und heidnische Kultstätten vorhanden waren. So vermuten wir, dass Schenefeld bereits vor der Erbauung der Basilika einen Ort für kultische, gerichtliche und militärische Versammlungen abgab. Aus späterer Zeit ist jedenfalls bekannt, dass Schenefeld für alle diese Funktionen des öffentlichen Lebens Tagungsort war.

An diesem bevorzugten Platz ließen sich mit der Zeit, von den verlockenden Erwerbsmöglichkeiten bei Zusammenkünften größerer Menschenmassen angezogen, Handwerker und Gewerbetreibende nieder. Sie stellten die Erzeugnisse her, die man damals trotz aller Selbstgenügsamkeit der bäuerlichen Wirtschaft benötigte: Werkzeuge, Geräte und sonstige Gegenstände für Wohnung und Wirtschaft. Der Ursprung des nachmals weithin bekannten Schenefelder Jahrmarktes, der bis 1682 am St.-Bonifatius-Tage (5. Juni) abgehalten wurde, wird wohl in diesen Anfängen des Schenefelder Kirchenwesens begründet liegen. Nebenher betrieben die Handwerker etwas Landwirtschaft. Eigentliche Bauernstellen, sog. „Hufen", gab es in alter Zeit nicht. Der Ort ist ein Katen- und kein Hufendorf. Diese Feststellung rechtigt uns auch, die Gründung der Siedlung Schenefeld nicht in einer älteren Besiedlungsschicht zu suchen, sondern im Zusammenhang mit der zentralen Mutterkirche der Holsten. Das älteste Kulturland war nicht groß; es umfasste die drei „Braaken”, über die die abwechselnde Fruchtfolge von Saat und Brache ging: den Schütthagens (Schütthagen zum „Einschütten” des Viehs), den Ohlen-Hofstedter- und den Galgenbargs-Braak (Galgenberg = Gerichtsstätte). Der Flurname „Ohlen-Hofstedter-Braak” weist auf eine „alte Hofstätte” hin, die bei dem Fehlen von alten Hufen als der Wirtschaftshof der Geistlichkeit zu deuten ist. Die Sage weist auf ältere Zusammenhänge zwischen Schenefeld und Pöschendorf hin. Das übrige Land der Gemarkung, deren Grenzen jetzt gegen die Nachbarsiedlungen festgesetzt wurden, bestand aus Wald und Heide, Sumpf und Moor. Nur am Rande der Bachniederung, zu Füßen der Basilika, rings um den heutigen Marktplatz mit Einschluss des vorderen Teiles der „Marktstraße“ („Op de Würdn") erhob sich die kleine Siedlung, die alle Zukunftsmöglichkeiten in sich barg.

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